Harald Dasinger

Harald Dasinger
Modernes & Postmodernes Theater

Endzeit. Armageddon in einer neuen Form

Wie Vergangenheit und Gegenwart in einer Traumwelt miteinander verschmelzen.

Ein Requiem für Niemand

Im Stil des absurden Theaters geschrieben, zeigt dieser Einakter die Sinnlosigkeit des menschlichen Seins in einer öden Welt, in der es keine Werte mehr gibt. Niemand kann jedoch seiner Vergangenheit entfliehen... Serghej, ein Politiker und Igor, ein Künstler, unterhalten sich irgendwo im Nirgendwo über die Lüge der Politik und die Vergänglichkeit der Liebe, die sich lediglich auf das Sexuelle beschränkt, bis Carmilla, die ungeborene Tochter von Igor aus einem seiner Bücher erscheint, um Rache seinem Verrat nehmen will.

youtu.be/a_qUG2pbXBo

Und es nahm der Mythos ein Ende

Wissenschaft, Religion und Erotik treffen am Vorabend des Untergangs aufeinander, wobei jeder bis zum letzten Moment seinen Prinzipien treu bleibt... Während für den Atomphysiker nur messbare Daten und Fakten zählen, beharrt der Mönch auf seinen fanatischen, religiösen Prinzipien. Trotzdem traut er den Physiker und das Mädchen, damit die beiden ihrer Leidenschaft für einander vor dem Armageddon frönen können; dabei entführt er sie in den Garten Eden, wo sie auf Adam und Eva, Praxiteles und Phryne, sowie Lucrezia Borgia und ihren Vater, Papst Alexander VI., treffen...

youtu.be/cNUdFq55rOc

Softcover: ISBN 9783745034943
eBook:       ISBN 9783745004779
Zum Shop: www.epubli.de/shop/buch/Endzeit-Harald-Dasinger-9783745034943/63900

 

Ein Requiem für Niemand

 

Letzter Teil der 1. Szene

Igor: Es ist so geblieben.
Serghej: Ja.
Igor: Alles.
Serghej: Leider.
Igor: Leider.
Serghej: Wir auch.
Igor: Auch wir.
Serghej: Nichts hat sich geändert.
Igor: Nein, nicht einmal wir.
Serghej: Schade.
Igor: Was?
Serghej: Dass wir beide keinen Anfang haben...
Igor: ... und somit auch kein Ende.
Beide zusammen: Wir beide. Wir beide. Wir beide.
Serghej: Sollte das wirklich so sein?!
Igor: Ich glaube schon.
Serghej: Kann sein.
Igor: Ja, kann sein.
Serghej: Muss es aber nicht.
Igor: Ich glaube an nichts mehr.
Serghej: Ich auch nicht.
Igor: Ich habe aufgehört, zu glauben.
Serghej: An wen?
Igor: An dich, an ihn (Zeigt mit dem Finger ins Publikum) und an ihn und an sie, an sie... (Schreit) Ja, an alle!
Serghej: Und was ist mit dir?
Igor: Niemand.
Serghej: Stimmt.
Igor (Schreiend): Wir alle sind Niemande!
(Sekundenlanges Schweigen)
Serghej: Ob er wohl kommt?
Igor: Wer?
Serghej: Der Samuel.
Igor: Mit seinem kleinen Gott?!
Serghej: Ich weiß es nicht.
Igor: Ich will es überhaupt nicht wissen... Nicht mehr.
Serghej: Warum?
Igor: Weil man an zu vielem Wissen ersticken kann.
Serghej: Schon möglich.
Igor: Ausgeschlossen ist nichts.
Serghej: Nein, nicht mehr, nichts mehr, gar nichts.
Igor: Dass ich zum Hehler werde.
Serghej: Du?
Igor: Oder auch zum Mörder.
Serghej: Ja. Warum auch nicht?!
Igor: Ich liebe die wilde Freiheit.
Serghej: Und ich, die Frauen.
Igor: Ich werde Niemand ermorden...
Serghej: Wenn er kommt.
Igor: ... durch einen Messerstich...
Serghej: ... mitten ins Herz.
Igor: ... von hinten.
Serghej: Meuchelmörder!
Igor: Nicht jeder hat dazu den Mut.
Serghej: Dazu gehört wahrscheinlich nicht all zu viel Mut...
Igor: Oder ich erdrossele ihn einfach.
Serghej: Mit einer Vorhangkordel.
Igor: Und dabei singe ich die „Eroica“.
Serghej: Ein Requiem für Niemand.
Igor: Und warte nicht mehr. Nie, nie wieder!
Serghej: Und dann wirst du zum Helden des Tages gekrönt.
Igor: Des Tages... des Tages... Ja... Welchen Tages?
Serghej: Des Tages, an dem Niemand gekommen sein wird.
Igor: Und nach ihm?
Serghej: Wird ein anderer kommen.
Igor: Wer?
Serghej: Ein anderer Tag und ein anderer Niemand.
Igor (Schreiend): Nein! Nein, nein, nein!
Serghej: Wieso nicht?!
Igor: Weil es nur einen einzigen Niemand gibt.
Serghej: Geben darf.
Igor: Für dich, für mich (Immer lauter) für die da (Zeigt mit dem Finger ins Publikum) - für die alle, ja, für euch alle! (Sinkt in sich zusammen)
(Sekundenlanges Schweigen; Sirene heult kurz auf; Musik wie vorher)
Serghej: Komm, lass´ uns weiter warten.
Igor: In unserer Einsamkeit.
Serghej: Für unsere Einsamkeit.
Igor: Auf den, den es nicht gibt.
Serghej: Auf den, der niemals gekommen sein wird.
 

 

 Und es nahm der Mythos ein Ende

 

I. Aufzug, Szenen 1, 2, Anfang 3

(Bühne liegt in völligem Dunkel. Dichte Rauchschwaden im Hintergrund.) Blitze durchpeitschen die Luft, dumpfes Grollen des Donners ist zu hören. Langsam verfärbt sich im Hintergrund der Himmel; tiefer und tiefer wird das Rot. Auf dem Turm, links, steht eine vermummte Gestalt, die Kapuze tief über die Stirn gezogen)
Mönch (Mit dem Rücken zum Publikum, mit feierlicher Stimme): Die Zeit ist gekommen. Die Erde bebt, reißt auf den gierigen Rachen, um die Toten der Jahrhunderte auszuspeien, um die Sünder bei lebendigem Leibe zu verschlingen. Die Stunde des Jüngsten Gerichts hat geschlagen ... Wehe, wehe - denn es frohlockt der Antichrist. In wildem Taumel zieht sein Triumphzug durch die Welt. Zu Sodom und Gomorrha sind unsere Städte und Dörfer geworden. Schamlos legt die Dirne von Babylon die Gewänder der Unzucht ab. Befleckt ist ihr Körper von der Sünde - doch verlockender denn je ihre Lippen und Schenkel und die feuchte Wärme ihres Schosses ... Erbarmen! Erbarmen - Du einziger Menschensohn! Gib´ mir die Kraft, der Versuchung zu widerstehen! (Schlägt sich mit den Fäusten auf die Brust) Mea culpa, mea culpa ... Heil dir, dessen Blut für die Menschheit floss, denn bald wirst du kommen, um die Lebenden und die Toten zu richten; unermesslich ist deine Güte, unerbittlich dein Zorn ... Du bist das Alpha und das Omega, Der Anfang und das Ende ... Dem Dürstenden reichst du den Kelch mit dem Wasser des ewigen Lebens; an Deinem Antlitz werden sich die Gerechten erfreuen ... Doch wehe den Feigen, den Lügnern und Mördern, den Unzüchtigen und Anbetern falscher Idole, denn ihrer harrt das ewige Feuer der Hölle!(Eine starke Detonation ist zu hören; durch die dichten Rauchschwaden - im Hintergrund - machen sich vier dunkle Gestalten bemerkbar, jede mit einer Posaune in der Hand, beginnen zu blasen; nach 10-15 Sekunden ab. Das Rot vertieft sich)
Mönch: Schon riecht es nach Schwefel ... Und der Himmel! Wie er sich nur rötet! ... Tiefer und tiefer wird sein Rot. - Doch nein! Blut! ... Es ist Blut! ... Der Himmel blutet, blutet mit dem Blut der Gerechten ... Horch! .. Die Posaunen! ... Und die Reiter! ... Sieh´ - die vier Reiter des Untergangs! (Zeigt auf die vier vermummten Gestalten aus dem Hintergrund). Pest ... Krieg ... Hunger ... Tod ... Wehe, wehe - das ist die Stunde! (Sinkt in die Knie) Das Ende ist gekommen! ... Erbarmen! ... Erbarmen! ...
 

 

2. Szene

 

(Atomphysiker tritt auf; er trägt eine Gasmaske und Schutzkleidung gegen radioaktive Strahlungen, steigt auf den Turm - rechts; trägt verschiedene Geräte in beiden Händen. Oben angelangt legt er die Schutzkleidung ab, in Jeans und Hemd bleibend. Er setzt sich an einen für Zuschauer unsichtbaren Tisch, sich eine Zigarette anzündend)
Atomphysiker (Hebt einige Geräte in die Höhe, betrachtet sie aufmerksam): Hm, hm - ziemlich hoch der Radioaktivitätsgrad ... (Kopfschüttelnd) Sehr hoch sogar ... Noch zwei, drei solcher Detonationen und die Erde ist futsch! ... Was die Kräfte der Natur in vier Milliarden Jahren aufgebaut haben, geht in nur wenigen Stunden vor die Hunde - und das, nur lausige 14 Milliarden Jahre nach dem Urknall. Es ist einfach zum Heulen, dass niemand mehr an die enorme Arbeit der Atome, (liebevoll) diese winzigen, unsichtbaren Bausteine denkt, die uns - hm - mich (sich um blickend, resignierend) - denn wen gibt es wohl noch außer mir - und das alles da geschaffen hat ... Wen interessiert es noch, dass in jedem Kubikzentimeter des Universums 400 Lichtquanten und 4 x 10 ^ -7 Protonen sind, dass die Größe eines Protons 10 ^ -13 cm misst?! ... Wen kümmert es wohl mehr als einen Dreck, dass wir den vier fundamentalen Kräften der Natur den Blauen Planeten und diesem wiederum unser Leben verdanken? (Legt ein Gerät auf die Turmbrüstung) Wer - oder wie viele werden diese Katastrophe überleben?! ... Mir graut´s, wenn ich die Feuerwand am Himmel sehe ... Es ist, als ob er blute, doch ist es kein Blut, das vom Himmel fließt - nein, kein Blut, sondern Strahlungen, todbringende, radioaktive Alpha-, Beta- und Gammastrahlungen, welche die Erde um 5 Milliarden Menschen ärmer machen werden. (Nimmt das Gerät von der Brüstung, betrachtet es sekundenlang aufmerksam, legt es wieder zurück, fährt sich mit der Rechten durchs Haar, seufzt) Und es ist keine Frage der Zeit - denn mit der stehen wir jetzt auf du-und-du - es geht nur noch um Minuten ...
Stimme: Und die Zeit wird nicht mehr sein.
Stimme: Und kein Leben wird es mehr geben.
Stimme: Und der Mythos wird somit zu Ende sein.  

 

3. Szene

 

(Mädchen tritt auf; trägt - genau wie der Atomphysiker - eine Schutzkleidung)
Mädchen (Gasmaske abnehmend): Eine Ruine! ... Eine wirkliche Ruine! (Betastet die Wände) Ob da wohl jemand ist?! ... Hallo! ... Hallo! ... Ist hier jemand?! (Stille) Hallo!? ... Hm - wer hätte auch schon sein sollen? (Setzt sich auf den Steinhaufen, nimmt einen Stein in die Hand) Du kleiner Stein, wie alt bist du wohl? Wer sind deine Ahnen? ... Gewiss hast du so manches erlebt und gesehen, denn an dir haftet der Staub vieler Jahre ... Komm´ - erzähl´ mir ein Märchen, ein Märchen aus Tränen und Liebe, ein Märchen von Rachsucht, Hass und Gewalt - und lass´ uns dann weinen, denn nichts erleichtert mehr, als das salzige Wasser, das aus den Augen fließt ... wie viel Blut floss an diesen Wänden herab, wie viele Seufzer haben sie wohl erstickt? Sag´ du mein Steinchen, wer war der Herr dieser Burg, und wer die Zierde dieser sonst so kalten Mauern?
(Das Tor ist fast völlig geöffnet; Rauchschwaden im Hintergrund. Steinhaufen, Äste, Teile von Balken sind zu sehen, sonst nichts)
1. Stimme: Hundert Jahre, nachdem die letzte Maid dieser Burg ihrer Unschuld auf schändliche Weise beraubt und dann getötet wurde, kam eines Tages ein schönes Weib ...
(Eine in dunkelrote Schleier gehüllte Gestalt tritt auf, trägt ein großes, jedoch dünnes Kreuz auf den Schultern. Sie tut alles, worüber die Stimmen berichten)
2. Stimme: ... die körperliche Blöße nur mit einem hauchdünnen, scharlachroten Schleier bedeckt. Sie pflanzte ihr Kreuz auf eben derselben Stele auf, an der man die letzte Jungfrau getötet hatte - stellte ihr Kreuz auf und sagte: 
Gestalt: Ich bin das Urbild der Liebe.
(Gelächter und Geschrei aus den Kulissen)

Kontakt      Datenschutz     Impressum
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden