Harald Dasinger

Harald Dasinger
Modernes & Postmodernes Theater

Mephisto. Wahnsinn und Genie


Wahnsinn und Genie des Malers Goya und des Schriftstellers
Richard Gerber, die beide dem Wahnsinn verfallen sind.


Goya

Beschreibt einen Lebensabschnitt des von Dämonen geplagten Künstlers, seinem Konflikt mit der Inquisition, sowie seiner Beziehung zu der Herzogin Dona Cayetana... Dona Cayetana, die 13. Herzogin von Alba, ist bei Hof in Ungnade gefallen; vorher jedoch will sie das Kind, das sie von Goya erwartet, abtreiben lassen. Aufgrund ihrer Freundschaft zu ihm, wird sowohl sie, als auch ihr Leibarzt, Dr. Peral, zur Inquisition vorgeladen. Ohne sich von ihm zu verabschieden, geht sie ins Exil. Als Goya, der immer mehr dem Wahnsinn verfällt, erfährt, dass sie das Kind abgetrieben hat, hadert er mit dem Schicksal, beschuldigt sie der Hexerei und macht sie für all sein Unglück, einschließlich dem Tod seiner Frau, verantwortlich. Von düsteren Visionen und Dämonen geplagt, zeichnet er seine „Caprichos“.

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Richard Gerber

Ein egozentrischer Künstler zerstört das Leben einer Frau - und damit das eigene, wie er reumütig, aber zu spät einsehen muss.
Nach einer großen Enttäuschung bricht der Glaube des Künstlers an die Liebe und die Frauen zusammen und darum sieht er in ihnen nichts anderes mehr, als ein Objekt zur Befriedigung seiner sexueller Lust; er belügt, betrügt, demütigt und nutzt die aus, denen er etwas bedeutet, selbst vor Erpressung schreckt er nicht zurück. Er verliert seinen inneren Halt, belügt sich jedoch nur selber, indem er alles in lässiger Art und Weise überspielt, obwohl er tief in seinem Inneren gebrochen ist und wird immer boshafter, skrupelloser und gemeiner. Aus falschem Stolz und maßloser Arroganz ergreift er nicht die Chance, sein Leben in normale Bahnen zu lenken. Als er jedoch „erkennt“, findet er zu seinem wahren Selbst zurück, doch ist es zu spät, da er aufgrund seiner Emotionen einem Herzinfarkt erliegt.

Zeigt die Grausamkeit des Künstlers in seiner unendlichen Arroganz. Das verletzte Ego und eine erlittene Enttäuschung in der Liebe prägen sein Verhalten zu all denen, die ihm nahe stehen... Amelia lebt mit Richard, einem erfolgreichen, jedoch exzentrischen Schriftsteller, der sie wegen ihres Glaubens verspottet, zusammen. Als sie von seinem Freund Thomas erfährt, dass er nach einer großen Enttäuschung Mitglied einer Sekte, in der sexuelle Orgien stattfinden, war, verlässt sie ihn. In der Zwischenzeit beginnt Richard ein Verhältnis mit der verheirateten Ballerina Claudia, Amelias Schwester. Cornelia, ein Callgirl, einst die große Liebe von Richard wohnt mittlerweile bei Thomas, wo sich die beiden nach Jahren wieder treffen...

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Softcover: ISBN 9783745036237 
eBook:      ISBN 9783745004847

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Goya

1. Szene
(Die Bühne liegt in völligem Dunkel. Ravels „Bolero“ als Hintergrundmusik - zuerst leise, dann immer lauter, ca. 3-4 Minuten; zwei in dunkle Mäntel gehüllte Gestalten treten auf, der Mann von links, die Frau von rechts - treffen sich in der Mitte; sie steigt zu ihm durch die Öffnung 

Kastagnettengeklapper, laute Musik. Beide tanzen Fandango. Legen ihre Mäntel ab, umarmen sich auf dem Sofa - ca. 1 Minute lang. Langsam gleitet sie zu Boden, kniet sich vor ihn, der eingeschlafen ist)
Cayetana (Leidenschaftlich): Zu kurz sind mir mit dir die Nächte des Sommers, mein dummer, lieber, alter Maler... Du schläfst... Ja, schlaf´ dich ruhig aus und träume den Traum von der nackten Maya, Stolzer, eigensinniger, du... Und dann male mich, bis ich spät am Abend wieder komme... Male mich in Gedanken, mit wachem Geist und feurigem auge, denn auch in mir, einer Alba, fließt das stolze, leidenschaftliche Blut einer Maya - der Maya, die du in mir noch nicht erkanntest... (Sich langsam erhebend) Zerstückeln werde ich dich, um deinen Leichnam, der liebenden Schwestergattin gleich, zu neuem Leben zu erwecken. König und Gemahl sollst du mir sein, wenn ich aus der Verbannung wiederkehre, allein und willkürlich mein Yang beherrschen - doch ist er nicht klein, der Preis, den du dafür bezahlen sollst... Für wen sonst, wenn nicht für dich, habe ich mich vor dem Andenken meiner ahnen erniedrigt, mich dem spöttischen Munkeln und Getratsche des Hofes ausgesetzt, wenn nicht für dich, starrköpfiger, geliebter Bauerntölpel, der du dich allnächtlich mit mir, einer Alba, in deinem verstaubten Buhlbett vereinigst!?
(Der Vertreter der Inquisition, in eine grüne Mönchskutte gekleidet, auf dem Kopf eine grüne spitze Mütze, bewegt sich schleichend zwischen Kulissen und Nylonwand; bleibt hie und da lauschend und spähend stehen - ca. 1-2 Minuten)
Cayetana: Male sie, Francisco, male sie nur, die verhurte Alte, vor der alle das Knie beugen und folge mir dann nach Andalusien, ins wilde, freie Andalusien meiner Kindheit. Drei Nächte sind uns noch vergönnt... Nicht leicht fällt mir die Trennung von dir, doch muss es eben sein... Auch des Kindes wegen, das ich unter meinem Herzen trage - dein Kind, Francisco, dessen du dich nicht erfreuen darfst, denn schon im Leib ist der Tod bestimmt. (Tritt zum Fenster - Dämmerung - ein Hahn kräht) Der Hahn kräht. Langsam entschwinden die Sterne dem Himmel. Bald ist es Morgen. Leb´ wohl, lieber, alter Maler - leb´ wohl bis ich am Abend wieder komme, um mich deiner erneut mit Leib und Seele zu bemächtigen. (Wirft sich den dunklen Umhang über; ab durch die Öffnung in der Mitte; setzt sich in einen Korbsessel, nippt an einem Glas)
(„Bolero“ weiter - 1 Minute; Rechts, helles Tageslicht - links, düstere, trübe Atmosphäre)
Goya (Erwachend, mit wildem Blick und zerzaustem Haar, ungepflegtem Aussehen, fuchtelt mit den Armen wild durch die Luft, stöhnt): Fort von hier, Dämonen, düstere Ausgeburten der Hölle! Fort, sage ich, zurück mit euch ins Reich der Verdammnis, verruchte Gestalten der Finsternis! (Immer lauter) Zurück ins Feuer der Hölle mit dir, verdammter Spuk der Nacht! ... Ha - hab´ ich dich endlich, verruchtes Söhnchen des Teufels! (Tut, als ob er etwas zwischen den Händen zerquetschen würde). Zerfetzen will ich dich, in tausend Stücke zerreißen deinen stinkenden Pelz, dass im Schlaf du nicht mehr um mich schwebst! Gröle nur, schwarzes Getier der Nacht (Wirft mit einer Schale in eine Ecke) bis ich dir den Ga raus mache! (Hält sich beide Ohren zu) Brülle den Schlaf aus den Augen mir, dass ich deiner auf weißem Bogen habhaft werde!... Feige kommt ihr zu Nacht, wollt lähmen die Sinne mir, verdunkeln den Verstand! ... Noch bin ich euer Herr, noch sollt ihr nach meiner Pfeife tanzen! („Bolero“ weiter, sehr laut; Goya, fast schreiend, beginnt mit den Füßen zu stampfen) Sollt tanzen mit mir den Reigen um Leben und Tod, denn ich bin Goya, der Maler! Francisco - ein Mayo, Sohn des Volkes und unverfälschten Verstandes! (Bricht in schallendes Gelächter aus)(Plötzlich sekundenlanges völliges Schweigen; Goya tritt zum Fenster)
Goya: Vorbei ist die Nacht. Ein neuer Tag bricht an. Wird es wohl ein Tag der Freude oder der Trauer? ... Wer weiß...?! Niemand kann es wissen. Doch auch er wird vergehen und ihm folgt ein neuer und diesem wiederum ein anderer. Und eines Tages wird es dann der letzte sein... Nur gut, dass niemand weiß, wann ihm die Stunde schlägt. (Tut, als würde er irgend etwas verscheuchen; plötzlich erhellt sich seine Miene) Vorbei ist die Nacht. Bald kommt Martin, der Liebende Freund, der einzig wahre Freund meines Seins. Er allein war es, der vor beinahe dreißig Jahren den jungen Francisco verstand, als er Maler werden wollte und der ihm dann die letzten Ersparnisse in die Hand legte, ihm vertrauensvoll in die Augen sah und sagte: „Leb´ wohl, Francisco. Ich wünsche dir Glück.“ ... Ich glaube nicht, dass ich dich enttäuscht habe, geliebter Freund - ganz gewiss habe ich es nicht getan! Ich weiß, dass du stolz auf deinen übermütigen Francho bist, der es bis zum ersten Maler des Hofes gebracht hat... Auch weißt du, dass mir an deinem Urteil mehr, als an allen Ehrungen liegt, denn wer kennt schon Goyas Seele besser als du, seine Wünsche, seine Träume, seine Leiden und heimlichen Ängste...!? ... Lieber guter Martin, wie es mich freut, dich wieder in die Arme schließen zu können, deinen weisen. beruhigenden Worten zu lauschen, wieder mal dein großes, rotes Gesicht mit dem kindlich-zärtlichen Lächeln zu sehen... Sei mir willkommen, sei mir von herzen willkommen, Martin, geliebter Freund! (Bereitet Farben auf der Palette vor, beginnt zu malen. Halbdunkel)

 

Richrd Gerber

II. Aufzug, 2. Szene

(Im selben Raum; Halbdunkel. Eine Tür wird zugeknallt, Poltern)

Richard (Noch unsichtbar): Autsch!...Verdammt noch mal! Schon wieder kein Licht... Tommy, hallo!?...I ich bin es Bu-uu -uuuuhh! (Lacht)
Amelia: Richard!
Richard (Auftretend): Hoppla! Weg mit den Pfoten!... Tommyboy, wo bist du?!
Cornelia: Guten Tag, Richard.
Richard (Äußerst erstaunt): Cornelia...
Cornelia: Ja, Richard - Cornelia…Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.
Richard (Zuerst kühl, dann spöttisch): Ein großer Augenblick. Der größte meines Lebens. (Sinkt in die Knie) Ich danke dir, allmächtiger Gott, dass du mich den schönsten und feierlichsten Augenblick meines Lebens schon jetzt erleben ließest... Zwei Huren – und das noch auf einmal! (Lacht) Hab’ Dank, hab’ meinen innigsten Dank... Wirklich ein großartiger Titel: “Die alte und die junge Hure.“ Werde gleich mal verschwinden und mit der Story beginnen! (Zu Amelia) Und du – verschwinde! Aber schleunigst!
Amelia (Indem sie abgeht): Mein Kind, mein Kind! Womit haben wir das verdient?!
Cornelia: Richard! Ich habe mit dir zu sprechen.
Richard: Was will denn die Drecksnutte von mir?! Einen Beischlaf?!- Meinetwegen... wie viel für einmal, zweimal oder sogar für eine Nacht?! Wer weiß... (Lacht)
Cornelia (Gibt ihm eine Ohrfeige): Setz’ dich! Und was das Andere angeht, das weißt du – für dich umsonst – wie immer. Und wann immer.
Richard (Setzt sich in den Lehnstuhl, die Füße an den Tischrand gestützt, zündet sich eine Zigarette an): Na schön. Meinetwegen. (Kurzes Schweigen) Was also willst du?
Cornelia: Zuerst mal wissen, mit wem ich spreche - mit Richard Gerber dem Künstler, oder mit Richard Gerber dem Menschen?
Richard: Den Menschen Richard Gerber gibt es nicht mehr. Der ist schon lange tot.
Cornelia: Ganz, wie du willst. (Schweigen)
Richard: Du wolltest mich sprechen?!
Cornelia: Ja, dich wollte ich sprechen, den, der du mal warst.
Richard: Erstens mal heißt das richtig „gewesen bist“, da alles einer weiten Vergangenheit angehört – und zweitens „einst“ – aus eben demselben Grund.
Cornelia: Meinetwegen.
Richard (Gereizt): Nicht deinetwegen, sondern meinetwegen, da ich daran nicht gern erinnert werden will. Was einst gewesen, wiederholt sich nie mehr. Nie!! Kapiert?!
Cornelia: Deswegen brauchst du den Ton nicht anzuheben.
Richard: Außerdem ist deinerseits unverschämt und dreist genug, den eigenen Dreck zur Schau zu tragen... Na ja, was soll´s, dir traue ich sowieso alles zu.
Cornelia: Eben darüber wollte ich mit dir sprechen.
Richard: Sei so lieb und verschone mich.
Cornelia (Leidenschaftlich): Nein, Richard – es muss sein.
Richard: Na, schön; fasse dich aber kurz.
Cornelia (Zärtlich): Richard... Du weißt – ich habe dich sehr geliebt.
Richard: Ja, das weiß ich.
Cornelia: ... und ich liebe dich noch immer...
Richard: Verschone mich!
Cornelia (Insistierend): ...stärker, inniger, tiefer als je eine Frau einen Mann lieben konnte...
Richard: Das ewige Klischee!
Cornelia (Bittend): ... du weißt es doch, nicht wahr?!
Richard (Leise): Mérde!
Cornelia: Du... Meine große Liebe warst du…
Richard: Die zu betrügen, du dich nicht gescheut hast.
Cornelia: Weil ich dich zu sehr liebte, tat ich es.
Richard: Und dazu noch mit dem Erstbesten Penner.
Cornelia: Es musste sein, da ich in jenen Augenblicken vor Sehnsucht und Leidenschaft verging… Nach dir verging Richard, nach dir.
Richard (Zynisch): Und ließest dir darum die Möse belecken…
Cornelia: So wie auch du mich immer geküsst hast…
Richard: Schnauze!
Cornelia: Und ich dachte, dass du es bist, der mich wieder und wieder nimmt, mich…
Richard (Gelangweilt): Diesen Teil kannst du überspringen.
Cornelia: Aber ich schulde dir doch eine Erklärung!
Richard: Nein, du schuldest mir nichts…(Seufzt leise) mehr.
Cornelia (Freudig): Also gibt es doch noch eine Hoffnung?!
Richard: Hoffen, hofft jeder für sich allein.
Cornelia: Und doch!
Richard (Fest): Nein!
Cornelia: Lüge’ nicht! Ich hab’ es gemerkt – schon von aller Anfang an – an deinen Bewegungen und Gesten – und auch jetzt – am Ton…Unterbreche mich nicht! Gönne mir den kurzen Augenblick, denn für mich bedeutet er Glück.

(Sekundenlanges Schweigen; Cornelia umarmt ihn, er schiebt sie weg)
Richard (Nachdenklich): Glück?! Was ist das schon?! Ein Wort, ein Begriff, der einen Wunsch oder eine Hoffnung auf - irgendwas ausdrückt… Eine Illusion. Nichts als Illusion.
Cornelia: Es ist etwas Wunderbares.
Richard: Wunderbar - das ist ein abstraktes Wort - folglich muss auch das Glück abstrakt sein.
Cornelia: Nein, Richard, so greifbar nahe liegt es oft, das Glück, dass wir es ebendarum übersehen. Dann aber geht es weg und kommt nie wieder.
Richard (Langsam, jedes Wort betonend): Nein, nie wieder.
Beide: Nie, nie wieder. (Lächeln, schauen sich jedoch dann erstaunt an)
Cornelia (Ihn umarmend): Ich bin dein Glück!
Richard (Verzweifelt, sie wegschiebend): Nein!
Cornelia: Nimm es, um es für immer zu behalten. Für dich… Für dich allein.
Richard (Sich aus ihrer Umarmung lösend): Nein. Es ist sinnlos. Auch darf es kein zweites Mal geben. Und es wird es auch nicht geben. Das schwöre ich!… Lebe wohl, Cornelia.
Cornelia: Setz dich. Bitte.
Richard: Meinetwegen - doch mit der Bedingung, dass du darauf nicht mehr zu sprechen kommst. Versprich!
Cornelia: Gut. Ich verspreche… Du trinkst doch ein Gläschen mit mir.
Richard: Sprich, Bacchantin! Ich höre.
Cornelia: Ich muss dir ein Geständnis machen.
Richard: Dann kann ich ja wohl gleich gehen…
Cornelia: Bleib! Bitte! Es ist vielleicht das letzte Mal, dass wir uns sehen.
Chor (Aus dem Hintergrund kommend - von beiden Seiten): Es ist vielleicht das letzte Mal, dass sie sich sehen - Richard Gerber, der Künstler und Cornelia, das Callgirl… So höre doch das Schicksal jener, die zwar als Frau geboren, doch durch dich zur Hure geworden.

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