Harald Dasinger

Harald Dasinger
Modernes & Postmodernes Theater

In einer Nacht. Das Leben in einer bizarren Psychiatrie

 In einer Nacht heben sich in einer bizarren Psychiatrie die Grenzen auf
zwischen normal und verrückt, gut und böse, Patient und Pfleger.


In einer Nacht

Die Charaktere kommen aus verschiedenen sozialen und gesellschaftlichen Schichten und sind alle von den Erfahrungen ihrer Kindheit geprägt, die ihr gesamtes Leben maßgeblich beeinflusst haben und sind somit zu dem geworden, was sie heute sind. Sie versuchen sich in einer künstlichen Welt anzupassen, die jedoch von anderen gescheiterten Existenzen geprägt ist und somit entfliehen sie nie dem Teufelskreis. Die so genannten „Normalen“ (Arzt und Krankenschwester in diesem Fall) werden Opfer ihrer eigenen dunklen Leidenschaften und Begierden.

Dieses Theaterstück beschreibt die Ereignisse einer Nacht in einer psychiatrischen Anstalt, wo Wahnsinn, Heuchelei, Hinterlist, sexuelle Lust, gepaart mit Skrupellosigkeit, Geldgier und Betrug ineinander zerfließen... Der Arzt, der ein Verhältnis mit der Krankenschwester hat, führt verschiedene Experimente an den Insassen der Anstalt durch. Die Dirne, die an Syphilis leidet, hat nicht nur eine sexuelle Beziehung mit dem Arzt, sondern auch mit dem Poet und der Krankenschwester, von der sie verführt wird. Als dem Arzt bewusst wird, dass er sich bei der Dirne mit Syphilis angesteckt hat, will er sich ihrer entledigen. Obwohl er verheiratet ist, will er die Krankenschwester heiraten.  Moses soll die beiden trauen. Aus Ärger und Enttäuschung tun sich die Krankenschwester und Moses zusammen und ersinnen einen Plan...


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Der Weg ins Nichts

Erinnerungen, Träume, Wünsche und Sehnsüchte aus dem Unterbewusstsein vermischen sich und finden sich in der Fantasiewelt des Mädchens wieder, das, völlig vereinsamt, sein Leben in einer kalten Welt, völlig ziel- und orientierungslos, dahin fristet... Es trifft den Magier und schließt mit ihm einen Handel: es muss Erkenntnis gewinnen. Er versetzt es in eine andere Welt, wo es nicht nur den Tod trifft, der Selbstmord begeht, sondern auch traumatische Ereignisse aus der Kindheit wieder erlebt: ihr Verhältnis zu ihren brutalen Vater, sowie die inzestuöse Liebe zu ihrem Bruder, dem sie immer noch nach trauert. Da sie die Überheblichkeit Betschebas nicht ertragen kann, wendet sie sich an Isis...

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In einer Nacht


I. Aufzug, 2. Szene

(Moses fällt wiederum eine Holztafel aus der Hand; er springt herunter, betastet sie, küsst sie)

Arzt: Denk´ nur, wie es wäre, wenn dieser Narr, der sich Moses zu sein dünkt, an meine Stelle treten würde. (Lacht) Ganz fein wäre das, wie?! Ein Narr als König! Ha, ha, ha ... (Bricht in ein makaberes Gelächter aus) Und ob ein Narr König sein könnte! ...
Krankenschwester: Er ist friedlich.
Arzt: Ja, er scheint friedlich zu sein, doch gewiss führt er irgendetwas im Schilde - ich wette meinen Kopf darauf ... Stets fühle ich seine Blicke im Rücken - als ob er mich erdolchen wollte ...

(Moses will zurück auf den Bücherschrank klettern)
Arzt (Laut): Moses!
(Moses zuckt zusammen)
Arzt (Siegesgewiss): Siehst du, wie er erschrickt? Und - sein Blick - als wollte er mich darin ersaufen ... (Laut) Moses!
(Moses dreht sich halb zum Arzt)
Arzt (Triumphierend): Heimtückische Gedanken erfüllen ihn - denn jemand mit reinem Gewissen braucht nicht zu erschrecken, sich nicht zu fürchten - doch er, siehe - er zuckt ständig zusammen, wenn man ihn beim Namen ruft. (Laut) Moses!
Moses (Tritt vor den Arzt, verbeugt sich tief): Befehle, oh Pharao!
Arzt: Was ist es, was du dir am meisten wünscht?
Moses: Lass´ ziehen mich und mein Volk (Weist auf die Anwesenden) ins Land unserer Ahnen. (Ergreift seinen Stab, der neben dem Bücherschrank steht)
Arzt: Wer ist dein Volk, Moses? Wo befindet es sich zur Zeit?
Moses: Das ist das Volk (Zeigt auf die Anwesenden) dem der Gott Israels mich zum Führer gab.
Arzt (Zur Krankenschwester): Siehst du, er selbst nennt sich ihren Führer. (Zu Moses) Wer ist dieser Gott Israels, Moses, der dich zum Führer erkor?
Moses: ER ist der Gott unserer Ahnen, Jahwe, der Schöpfer des Himmels und der Erde.
Arzt: Diesen Gott erkenne ich nicht an.
Moses: Durch mich spricht ER zu dir, oh Pharao: Lass´ ziehen mein Volk ein Fest in der Wüste mir feiern.
Arzt: Ich sagte schon - diesen Gott erkenne ich nicht an.
Moses: SEINE Strafe wirst du erleiden, Pharao, wenn du SEIN Volk nicht befreist.
Arzt (Erregt): Hier bin ich Gott und tue was mir beliebt.
Moses: Verhärte dein Herz nicht, oh Pharao, sondern Lass´ ziehen dieses Volk mit mir ...
(Arzt streckt schnell den rechten Arm aus, Moses macht einen Schritt zurück, wirft dem Arzt seinen Stab vor die Füße)
Arzt (Vor Wut zitternd): In die Knie vor mir, Verruchter!
Moses (Gelassen): Der Stab wurde zur Schlange. Ist das denn kein Zeichen SEINER Macht? ... Sei gnädig, lass ...
Arzt: Büßen sollst du und (Verächtlich) dein Volk diese Frechheit! (Zur Krankenschwester) Peitsche sie, dass sie in Zukunft nicht mehr die Ehrfurcht vor ihrem Herrn verlieren! ... Geh´ - nimm die Peitsche ...
Krankenschwester (Erstaunt, fasst ihn an der Hand, schüttelt ihn): Was ist? ... Ist dir nicht gut? ... sag, was.
Arzt (Sich schüttelnd): Verdammt nochmal - ich glaube, ich hab´ mich vergessen ... (Lächelnd) Mit diesen Narren wird man selber noch irr...
Krankenschwester (Beschwichtigend, leicht ironisch jedoch): Du hast einfach die Nerven verloren - das kommt vor. Auch kann es jedem passieren.
Arzt: Ich bin müde - fast kaputt, könnte ich sagen...

(Moses sitzt inzwischen wieder auf dem Bücherschrank)

 

Der Weg ins Nichts

 

I. Aufzug, 1. Szene

 

(In der Mitte der Bühne steht ein Stuhl, der von einem schwarzen Umhang umhüllt ist; ansonsten ist die Bühne völlig leer)
(Abenddämmerung soll suggeriert werden; Musik - von Chor gesungen: „Abendstille überm Land“; hie und da ist der Schrei eines Kauzes zu hören)

Mädchen: Später Abend ... frühe Nacht ... Helios geht auf die Reise ... Hie und da - ein Stern - Millionen Lichtjahre entfernt ... All die Sternbilder am Himmel ... Der letzte Tag - die längste Nacht ... Schon fallen die Blätter ... Mich fröstelt ... ist es wohl schon so kühl? ... Leise nagt die Furcht ... Kein Licht mehr weit und breit ... Kein Hundegebell in der Ferne ... In mir ist es düster ... Ich gehe die Schritte und kenne die Wege der Unkenntnis nicht ... In mir schlummert das Bild der Vergänglichkeit ... und Einsamkeit ... Wach´ auf - Trübsal - mit funkelndem Aug´ und leuchte ... Beleuchte die Faszination des Ur-Gewissens - das schläft, bis der Prinz meiner Träume erwacht ... denn es wird mal gewesen sein ... Es war einmal ein Prinz und eine tote Geliebte - und es war einmal auch eine Geliebte und ein toter Prinz ... Die Liebe ist der tote Prinz und die Lüge ist die schlafenden Maid - das Märchen ist Wahrheit ... Doch wo liegt die Wahrheit, die ich suche?! ... Ich suche - und weiß nicht, was ich finden soll ... Ich hoffe und weiß nicht auf wen ich hoffen soll, oder auf was ... Ich glaube ich weiß nicht an wen ich glauben soll.
(Inzwischen völliges Dunkel auf der Bühne)
(Schreie eines Kauzes)
1. Stimme: Geh´ ... Geh´ ...
2. Stimme: Halt´ ein ... Halt´ ein ...
3. Stimme: Lauf´, eh´ es zu spät zum Laufen ist ...
Mädchen: Stimmen! (Ängstlich) Wo seid ihr ... Wer ist da?
4. Stimme: Warte, mein Liebchen, wart
2. Stimme: Verweile ... wir kommen ... wir kommen ...
1. Stimme: Geh´ ... Geh´ ...
3. Stimme: Lauf´ um dein Leben ... Lauf´ ...
Mädchen: Wohin soll ich gehen?!
4. Stimme: Warte, mein Liebchen, wart´ ...
Mädchen: Ich lauf ja - doch wohin soll ich laufen?
2. Stimme: Harre der Toten, die auferstehen ...
4. Stimme: Bald schlägt die Stunde ..
2. Stimme: Und wir tanzen den Reigen, du Schöne ...
3. Stimme: Lauf ... lauf ...
2. Stimme: Verlass´ den Ort dieses Alps ...
Mädchen: Ich fliehe - doch bin ich so einsam und so tief ist die Nacht ...
2. Stimme: Die Stunde des Festes naht ...
4. Stimme: Weib sollst du mir sein - und ich - dir Mann ...
Mädchen: Hilf´ mir, Geliebter, hilf!

(Wildes Lachen; Mädchen will weglaufen - jedoch vermummte Gestalten, die aus drei Richtungen kommen, umzingeln sie, beginnen zu singen und zu tanzen)
1. Stimme: „Kommt und lasst uns tanzen, singen ... kommt und lasst uns fröhlich sein!“
2. Stimme: „Goldne, goldne Brücke ...“
4. Stimme: „Wer hat sie denn zerbrochen?“
Alle Stimmen: „Der Goldschmied, der Goldschmied
Mit seiner jüngsten Tochter.
Zieht alle durch, zieht alle durch,
Den Letzten wollen wir fangen
Mit Spießen und mit Stangen.“
1. Gestalt (Sich dem Mädchen nähernd): Flieh´ du Unglückliche ... Flieh´ ...
4. Gestalt: Hand weg, von meinem Liebchen!

(Mädchen will sich abwenden, 4. Gestalt zieht sie gewaltsam an sich)
4. Gestalt: Warum nur so ängstlich, mein Täubchen?!
Mädchen (Abwehrend): Weg ... Weg ...
4. Gestalt (Lachend): Du fürchtest dich, Kind? ... Erkennst den Gatten du denn nicht?!
Mädchen: Hilfe ... Hilfe ...
2. Gestalt: Vergeblich sind deine Schreie. Die Nacht saugt sich damit voll - doch niemand hört deinen Ruf.
Mädchen: Wer bist du? ... Wer seid ihr denn? - Und was wollt ihr? Wo kommt ihr den her?
2. Gestalt: wir sind die Toten, die allnächtlich auferstehen.
4. Gestalt: In unserer Welt stellt niemand Fragen.
Mädchen: Was wollt ihr?
2. Gestalt: Wir wollen feiern.
Mädchen: Feiern?
2. Gestalt: Das große Fest.
4. Gestalt: Mein Hochzeitsfest.
2. Gestalt: Seit zweimal dreihundert Jahren suchen wir eine Braut.
Mädchen: Eine - Braut?
4. Gestalt: Und endlich haben wir sie gefunden ... Dich! ...

(Mädchen schreit auf)
4. Gestalt: Mit uns wirst du ziehen in die Welt, die sich nicht vielen eröffnet.
2. Gestalt: Königin sollst du uns sein!
(4. Gestalt will sie an sich ziehen, sie aber wehrt mit gekreuzten Händen ab)
4. Gestalt: Sieh´!
2. Gestalt: Das Zeichen! ... Der Tod!
4. Gestalt (Schwach): Unser Ende!

(Gestalten schnell ab)
(Mädchen sinkt in die knie, macht das Zeichen des Kreuzes. Helles Mondlicht. Sie weint leise. Musikuntermalung)


 
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